Endland (Martin Schäuble)

15. Januar 2019 Von Jana Vock

Der Roman ,,Endland’’ von Martin Schäuble erzählt von drei verschieden Personen, welche in eine dystopischen Zukunft der Politik Deutschlands leben und verschiedene Meinungen und Rollen vertreten.

Klappentext:

Der junge Soldat Anton bewacht die Grenzmauer, die Deutschland umschließt. Er ist begeistert von der Nationalen Alternative, der neuen Regierungspartei, und vom Selbstbewusstsein seines Landes. Seinem besten Freund Noah dagegen ist diese Politik verhasst. Er ist weder für Atomkraft und die Abschaffung der Arbeitslosenhilfe, noch findet er es richtig, dass Flüchtlingen kein Schutz geboten wird. Menschen wie Fana, die nach ihrer Flucht aus Äthiopien im letzten Flüchtlingslager Deutschlands auf Anton trifft und sich mit ihm anfreundet. Als Anton einen tödlichen Anschlag ausführen soll, ist er gezwungen, sich zu entscheiden: für eine nationale Ideologie oder für seine Freunde – und ein freies Leben.

Dieses Buch wurde auch schon im Buchclub besprochen.

Fana, welche aus Äthiopien flüchtet, um in Deutschland ein besseres Leben zu führen, und Anton, welcher in der Armee Deutschlands kämpft und eine schwere Mission ausführen muss, treffen in einem Flüchtlingslager an der deutschen Grenze aufeinander. Ob Fana nach Deutschland kann oder nicht, steht noch in den Sternen, denn die Existenz des Lagers steht auf dem Spiel. Antons Freund Noah, welcher ebenfalls in der Armee ist, lehnt sich jedoch gegen die nationale Alternative auf und bringt sich dadurch in Gefahr.

Fana, die junge Äthiopien arbeitet in einem Krankenhaus in Addis Abeba als Dolmetscherin. Als sie unerwartet in ein Krankenhaus in Affar befördert wird, wo sie als Dolmetscherin gebraucht wird, steht ihre Welt Kopf, denn schon bald darauf will ihre Arbeitsgeberin sie zur Flucht nach Deutschland überzeugen, da sie in Äthiopien keine Zukunft habe und in Deutschland eine Change auf ein Medizinstudium habe und aufgrund ihrer Deutschkenntnisse keine Schwierigkeiten in Deutschland haben werde. Schweren Herzens stimmt Fana zu und schon wenige Tage später sitzt sie im Flugzeug in den Norden Äthiopiens, wo ihre Flucht beginnt.                                                                                                      

An der Grenze von Polen zu Deutschland treffen Fana und Anton in einer Gruppe von anderen Flüchtlingen zusammen.                                                                                    

Anton, das deutsche Armeemitglied, ist begeistert von der Nationalen Alternative, denn auch Anton findet, dass die Flüchtlinge draussen bleiben sollten. Er würde seine Hand ins Feuer legen für die Nationale Alternative. Das erkennt auch der Leiter der Armeekaserne und stellt Anton eine Aufgabe, welche erst als eine nicht so grosse Sache wirkt. Er soll sich in geheimer Mission einer Gruppe Flüchtlingen anschliessen und als ukrainischer Flüchtling im Flüchtlingslager wohnen. Anton stimmt der Sache zu, weil er es als Ehre und Change sieht. Er weiss jedoch nur, dass niemand von dieser Mission wissen darf, aber nicht wozu das gut sein soll.

Anton, Fana und der Rest der Flüchtlingsgruppe sollten von ihrem Schleuser in einen kleinen Kühllaster nach Deutschland gebracht werden. Doch als der Wagen ohne Ankündigung am Strassenrand anhält, wird der Kühlraum nicht mehr mit Luft versorgt. Keiner öffnet die Tür. Die Leute im Wagen bekommen immer weniger Luft. Einige sind schon in Ohnmacht gefallen. Als Fana selbst in Ohnmacht zu fallen droht, öffnet sich die Tür und sie werden gerettet und versorgt. Anton ist schockiert von dem, was er erlebt hatte. Er wird mit den Flüchtlingen ins Flüchtlingslager gebracht, wo er die Flüchtlinge besser kennen lernt. Jetzt wird ihm bewusst, dass diese Menschen nicht gemein und nicht gefährlich sind. Sie sind sogar richtig gute Kameraden.

Fana kämpft unterdessen für ihre Einlassung nach Deutschland und hilft, wo sie kann. Als Anton ihr gerade beim Helfen zuschaut, taucht Stahlke, der Leiter der Kaserne, im Lager auf und teilt Anton den nächsten Schritt seiner Mission mit. Anton ist schockiert. Er soll eine Bombe in den Schlafsaal des Lagers schmuggeln und vor der Explosion einfach abhauen. Anton wird schnell bewusst, was Stahlke damit bewirken will. Er will die Bevölkerung Deutschlands restlos davon überzeugen, das die Flüchtlinge gefährlich für ihr Land seien. Die Nationale Alternative bräuchte auch die Stimmen der Altpartei Deutschlands, um das Grundgesetz zu ändern und den Flüchtlingen das Recht auf Asyl entziehen. Stahlke bemerkt Antons Zweifel und erpresst ihn mit Bildern von ihm und seinem Freund, während sie sich küssen. In der Vorstellung der nationalen Alternative sind Vater, Mutter und Kind eine Familie. Nicht Vater und Vater oder Mutter und Mutter, was Anton dazu zwingt mitzumachen, den sonst hätte er durch die Bilder grosse Verachtung am Hals. Doch nun ist Anton davon überzeugt, dass die Nationale Alternative Unrecht tut.

Fana merkt ihm seine Sorgen an und erwischt ihn, als er auf dem Dach sitzt und grübelt, was er nun tun sollte. Er schüttet ihr ohne gross zu zögern sein Herz aus. Fana ist schockiert, will Anton aber helfen. Also schmieden sie und Anton einen Plan, um die Bombe unschädlich zu machen. Anton soll in grossen Lettern die Wörter „Wir hassen euch raus! Neue Nationale Alternative„ an die Wand sprayen und Fana alle Leute aus dem Gebäude holen, doch einer der Wachmänner hat Wind von ihrem Plan bekommen und schliesst sie im Lagerraum des Flüchtlingslagers ein. Sie werden bald darauf von einem Flüchtling, welcher das Geschehen mitverfolgt hat gerettet und können ihrem Gefängnis entfliehen und setzen ihren Plan fort. Anton ist beinahe mit seiner Aufgabe fertig, als aus unerfindlichen Gründen die Bombe viel zu früh hochgeht. Viele Leute sind noch nicht draussen. Fana steht mitten in den Trümmern. In den Armen ein verletzter Wachmann. Schnell schiesst Anton mit einem herumliegenden Handy ein Bild von Fana und den Trümmern des Gebäudes und schickt es allen Kontakten. Das Bild geht wie ein Lauffeuer um die Welt…

Fana wird bei der ehemaligen Lieferantin des Lagers untergebracht. Sie muss an mehrere TV-Shows und von den Flüchtlingen erzählen. Durch das Foto von Anton und den Berichten Fanas, lehnen sich immer mehr Menschen gegen die nationale Alternative auf und verlangen Neuwahlen.

Ob Fana sich in Deutschland gut einlebt ist unbekannt, doch Anton ist gleich nach dem Bombenattentat nach Äthiopien geflüchtet, weil er den Auftrag nicht erfüllt, die Nationale Alternative verraten hat und Homosexuell ist. In Äthiopien wird Anton von Noah überrascht, welcher herausgefunden hat, wo dieser sich aufhält.

Noah, der Freund von Anton und ebenfalls ein deutsches Armeemitglied, ist die Politik Deutschlands zutiefst verhasst. Er sieht ein, dass die Flüchtlinge nicht ohne Grund von Zuhause flüchten. Er tut alles um auch Anton davon zu überzeugen.  Er ist fleissig dran, Beweise zu sammeln, um dann der Bevölkerung Deutschlands klarzumachen, dass die Art und Weise, wie die Nationale Alternative handelt, keine Lösung ist. Immer wieder schwänz er den Armeedienst und die Soldatenschule um stattdessen die Gespräche der Armeeführenden abzuhören. Als Anton seine Mission bekommt, hat Noah wieder einmal mitgehört. Er weiss aber nicht wohin Anton seine Mission verschlägt. Er versucht dies jedoch herauszufinden und Anton da raus zu holen, denn so viel ist klar. Er soll etwas für die Nationale Alternative tun, damit die Bevölkerung restlos den Bedingungen der Alternative folgt. Als Noah dann einiges ans Licht bringt, was er nicht hätte ans Licht bringe sollen, muss er schleunigst untertauchen. Er findet Zuflucht in Polen, gleich bei der Grenze zu Deutschland. Von dort aus flüchtet er nach Schweden, denn in den umliegenden Ländern wird er schon als Feind gesucht. In Schweden erfährt er, wo Anton sich aufhält und sucht ihn in Äthiopien auf.

Mir gefällt besonders, das Martin Schäuble die Situation der Flüchtlinge so gut und so hautnah erzählt. Ein Buch ist ausserdem sehr interessant und spannend zu lesen, wenn es aus den Sichten verschiedener Personen erzählt, denn jede Person empfindet etwas Anderes und vertritt andere Rollen. Es ist sehr toll, das in diesem Buch die Welt keineswegs schöngeredet wird. Schade ist nur, dass die Kapitel immer dann aufhören, wenn der Höhepunkt ist. Im nächsten Kapitel geht es dann mit einer anderen Person weiter. Wenn dann wieder die Person kommt, bei welcher letzteres der Höhepunkt war, ist die Spannung leider verraucht. Ansonsten wird den Lesern des Buch Endland eine wichtige Sache übermittelt; nämlich, dass man immer zweimal hinschauen muss, um ein Urteil fällen zu dürfen. Dieses Buch verschafft Klarheit über das schwere Leben und die hoffnungslose Lage in den Heimaten der Flüchtlinge und es wird einem klar, wie schlimm es sein muss, dass man eine Lebensgefährliche Flucht antritt.

Dieser Abschnitt ist typisch für den Roman:

An der Küste hatte mir ein Libyer eine Schwimmweste verkauft. Im Schiff sass ich dann zwischen zweihundert Menschen eingeklemmt unter dem Deck. Im Falle eines Unglücks hätte mir die Schwimmweste gar nichts gebracht. Das Schiff war in Wahrheit ein im Wasser treibender Sarg. Wären wir gekentert, wäre ich mit dem Schiff einfach in die Tiefe abgetaucht. So wie jetzt im Laster. Immer tiefer tauche ich. Bis zum Meeresgrund. Da unten ist es schwarz. Nichts lebt. Ruhig ist es. Und friedlich. Ganz leicht wird alles. Oder, halt. Da ist was. Licht? Ein heller Spalt. Er wird grösser. Salva und Ali fallen dem Licht entgegen. ,, Oh mein Gott! ‘’, sagt jemand auf Deutsch. Ich hole tief Luft. Ich blinzle in die Helligkeit. Ali und Salva sind weich gelandet, auf anderen Menschen. Menschen mit Uniformen. Die Menschen hinter mir drücken sich gegen mich, alle, die noch bei Bewusstsein sind, wollen raus. Ich stürze aus dem Laster. Ich knalle auf den Asphalt. Dunkelheit.

Ich empfehle dieses Buch allen ab 12 Jahren, welche sich für das Flüchtlingsthema interessieren und sich bewusst sind, wie schlimm die Welt sein kann, denn ansonsten kann das Buch sehr schockierend sein. Dieses Buch ist auch sehr gut für Erwachsene geeignet, da das Buch ein aktuelles Thema behandelt und realistisch geschrieben ist.